Wann ging Atlantis Unter ?
Die Sage von dem versunkenen Atlantis stammt von Platon. Solon, der etwa 200 Jahre vor ihm lebte, soll sie von einer Reise nach Sais in Ägypten mitgebracht haben. Er hielt sich dort auf, um Kenntnisse über die Vorzeit einzuholen.
Von den „am meisten kundigen Priestern“ erfuhr er eine „unglaubliche Geschichte“, von der „weder er noch sonst ein Hellene das geringste wußte.“... „Die Zahl der Jahre aber, seit der hier bestehenden Einrichtung unseres Staates (Ägypten)“ so sagte ihm der Priester „ist in der geweihten Schrift auf achttausend Jahre angegeben. Von deinen vor neuntausend Jahren lebenden Mitbürgern (Athenern) will ich Dir nun kurz...die schönste Heldentat, die von ihnen vollbracht wurde, berichten.“
Die Athener sollen, von heutiger Zeit aus gesehen, vor fast zwölftausend Jahren, einen Krieg gegen das übermächtige Atlantis geführt und gesiegt haben. Danach folgte eine Zeit gewaltiger Erdbeben und Überschwemmungen. Dabei „versank die Heeresmacht der Hellenen an einem schlimmen Tag und in einer schlimmen Nacht unter die Erde und in gleicher Weise wurde auch die Insel Atlantis durch Versinken in das Meer den Augen entzogen.“
Platon hat den Stoff aufgegriffen. Die Sage sollte das zentrale Thema in seinem Alterswerk, einem Redewettstreit zwischen drei Gelehrten werden. Wie aus der Vorbesprechung unter Sokrates ersichtlich, ging es ihm darum, aufzuzeigen, wie ein vorbildlich organisierter Staat (Athen) in der Lage war, einen übermächtigen Gegner (Atlantis) zu bezwingen. Aber soweit kam Platon gar nicht. Nach der Beschreibung des damaligen Stadtstaates Athen und der Insel Atlantis, besonders deren großer Metropole in allen Einzelheiten, brach Platon den ganzen Redewettstreit abrupt ab. Seitdem sucht man das rätselhafte Atlantis vergeblich.
Was ist von der Zeitangabe von etwa zwölftausend Jahren vor unserer Zeit zu halten? - Im Jahr 1829 entziffert der Gelehrte J.F. Champollion in einer Grabanlage in Ägypten einen Text, der ihm einen Schock versetzt. „Das, was ich so flüssig lese, bestürzt mich mehr als alles, was ich mir in meiner Phantasie auszumalen vermochte...“ schreibt er in sein Tagebuch. Dieser Text stammt aus einer Zeit, als es nach wissenschaftlicher Meinung noch gar keine Menschen gab.
Nach Berechnungen auf Grund der Bibel fand die Sintflut im Jahr 2349 v. Chr. statt. Davor gab es keine Menschen, wie man glaubte. Das heißt, daß man bis vor ca. 150 Jahren den Atlantis-Bericht mit ganz anderen Augen ansah als heute. Nach Platons Angaben, so sah man es ca. 2000 Jahre lang, gab es unendlich lange vor unserer Menschheit schon eine Hochkultur auf der Erde.
Nach dem abgebrochenen Redewettstreit schrieb Platon sein letztes und längstes Werk „Nomoi“. Im 3. Buch kommt er wieder auf die „alten Sagen“ zurück, wieder mit der Betonung, daß sie wirklich wahr sind. Mit ähnlichen Worten wie im Atlantis-Bericht schreibt er über ein hochentwickeltes Volk, das in einer Sintflut untergegangen ist. „...alle Werkzeuge...mühsam Erfundenes...die Kunst der Staatsverwaltung... irgendein anderes Wissen“ alles ging in damaliger Zeit verloren. Danach waren diese Kenntnisse über „Tausendmal Tausende von Jahren“ (Millionen Jahre) den Menschen verborgen. So schreibt Platon in Nomoi 677 c und d.
Offensichtlich hat Platon bei der Beschäftigung mit dem Thema erkannt, daß diese Sintflut nicht ein paar Tausend Jahre zurücklag sondern Millionen Jahre. Für sein Vorhaben, mit Hilfe dieser alten Begebenheiten die Vorzüge eines idealen Staates aufzuzeigen, war die Sage nicht geeignet. Was kann man nach einer so langen Zeit noch wissen? Platon brach daher den ganzen Redewettstreit ab.
In Nomoi schrieb er nur noch allgemein, ohne auf Details einzugehen, über diesen Untergang. Es ging ihm dabei vor allem darum, zu untersuchen, wie das Leben der Wenigen weiterging, die auf hohen Bergen die Katastrophe überlebten. „Schwache, auf den Gipfeln der Berge gerettete Funken der menschlichen Gattung“ nennt er sie. Erst tausend oder zweitausend Jahre vor Platons Zeit wurde das damals untergegangene Wissen wieder entdeckt, manches auch erst kurz davor.
So zu lesen in Nomoi 677d.